Gustav Gratz

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Gustav Gratz (* [[]] [[]] in [[]]; † [[]] [[]] in [[]]), (Göllnitz 30. 3. 1875 - 21. 11. 1946 Bp.), Sohn des Pfarrers Moritz Gratz in Göllnitz. Rechtsgelehrter, Staatsmann, Wirtschaftsfachmann.St: Z. Neudorf, Bistritz, Klausenburg, Bp. (Dr.rer. pol.). 1896 Mitarbeiter des "Pester Lloyd", 1899 Mitgründer der soziolog. Zs. "Huszadik Szäzad" (Das 20. Jh.). Ab 1900 trat er mit rechtswiss. Ww. vor die Öffentlichkeit. 1906 Abgeordneter des siebenbürg. Wahlkreises Leschkirch. Nahm gegen das Apponyische Schulgesetz mutig Stellung, wurde aber bald das zuverlässigste Werkzeug der ung. Regierung im Dienst der Niederhaltung der eigenen Volksgenossen. 1910 Wiederwahl als Parteigänger Stefan Tiszas, 1912 Ge schäf tsfüh r. Dir. des u ng. Industriellenverbandes, nach Kri egsausbruch 1914 Präs, mehrerer Kriegsw irt schaftszentralen. F ühr endes M gl. d es dt.-öst err.- ung. Wirtscha ftsverba ndes , 19 17 S ektionsche f im Wiener Außenmin isterium, b ald aber vom ung . Finanzministe r n ac h Bp . zur ück gehol t u. i m Deze mbe r v om Au ßenminister der Delegation für die Friedensverhandlungen mit der UdSSR in Brest-Litowsk beigezogen. Gr. nahm auch an der Vorbereitung des Friedensvertrages mit Rumänien 1918 teil. Nach dem Umsturz blieb er in Wien u. schloß sich dem sowjetfeindl. Komitee des Grafen Stefan Bethlen an. Zur Zeit Horthys war er im Jänner 1921 Außenminister, trat jedoch beim ersten Wiederherstellungsversuch der Monarchie durch Kaiser Karl an dessen Seite. Auch beim zweiten Versuch setzte er sich für den Exkaiser ein, das neuerl. Mißlingen brachte ihn in das Gefängnis, aus dem er nach 10 Wochen ohne den angekündigten Hochverratsprozeß entlassen wurde. Später ließ er sich auf wechselnden Listen ins Parlament wählen u. gründete 1924 auf Ersuchen St. Bethlens den "Ungarländ. Dt. Volksbildungsver.", die einzige von der Regierung zugelassene Organisation der dt. Volksgruppe. Gr. spielte neben der überragenden Persönlichkeit Bleyers, mit dem er befreundet war, als Vertreter der Regierungsinteressen eine äußerst Zwiespalt. Rolle, die man als Täuschung nach beiden Seiten betrachten kann. Sie beruhte aber nicht auf Charakterlosigkeit, sondern auf der Erkenntnis der Aussichtslosigkeit jedes anderen Bemühens. Mit der völligen Auslieferung Ungarns an die Außenpolitik des Ministers Gömbös 1935 zerfiel der Volksbildungsver. Gr. spielte im öffentl. Leben keine Rolle mehr. 1941 wurde er Mgl. der U AkW, die damit seine fast unübersehbare schriftsteiler, u. Organisator. Tätigkeit im Bereich der Gesellschaftskunde, Volkswirtschaft, Geschichtsschreibung usw. würdigte. Als Ungarns Frontwechsel im 2. Weltkrieg 1944 durch dt. Truppen verhindert wurde, kam er in ein ung. Konzentrationslager, im Prozeß gegen den Volksgruppenführer Fr. Basch mußte er als Belastungszeuge aussagen. Seine madj. Ww. befassen sich mit Verfassungspolitik, dem Leben Kol. Tiszas, dem Liberalismus, dem internat. Recht u. der ung. Krise, dem Zeitalter des Dualismus, der Revolution u. des Bolschewismus in Ungarn. Gründer des ung. Wirtschaftsjb. Dt. Ww: "Der wirtschaftl. Zusammenbruch Österr.-Ungarns" (Mit Richard Schüller), Wien 1930; "Dt.-ung. Probleme", Bp. 1938 (Z) DGU Mel, WDK 41 u. 107; Schwartz, KP 26/1975, Nr. 3. S. 3. * Rudolf, R. & Ulreich, E. (1988) Karpatendeutsches biographisches Lexikon, Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei, Stuttgart, ISBN 3-927096-00-8, Preis: 10,00 €